Reisen mit kleinem Budget

Reisen mit kleinem Budget

Das ganze Jahr über schuften, um sich zwei Wochen Luxus-Urlaub auf den Malediven leisten zu können, nur um sich von der Arbeit zu erholen? Meine Philosophie sieht da etwas anders aus. Arbeit sollte meiner Meinung nach nicht dazu führen, dass man kurz vor dem Burnout steht und dringend eine Auszeit benötigt. Und umgekehrt sollte Urlaub nicht nur dazu dienen, sich von der Arbeit zu erholen.

Ein Kollege hat mich damals vor unserer einjährigen Reise nach Lateinamerika mit „Schönen Urlaub!“ verabschiedet – da musste ich schon schmunzeln 🙂 Auch wenn die Aussage in dem Zusammenhang wohl als Spaß gemeint war, spiegelt sie meiner Beobachtung nach doch die Ansicht vieler Nicht-Reisender auf Reisende wider nach dem Motto: Die lässt sich jetzt ein Jahr lang am Strand mit Cocktail in der Hand die Sonne auf den Bauch scheinen?! Dass Reisen so viel mehr bedeutet als Erholung, wissen vermutlich nur Menschen, die schon mal für längere Zeit fernab der Heimat unterwegs waren.

Zugegeben: Zeit braucht man für eine richtige Reise auf jeden Fall und in den meisten Unternehmen ist es leider nicht so einfach, sich mal ein halbes oder ganzes Jahr freizunehmen. Aber am Geld soll es nun wirklich nicht scheitern! Auch mit kleinem Budget können sich die meisten Menschen hierzulande selbst längere Reisen leisten – vorausgesetzt sie erwarten keine 5-Sterne-Hotels und sind bereit, auch mal mit anzupacken.

Unsere Lateinamerika-Reise habe ich beispielsweise mit Ersparnissen aus einem Job mit Mindestlohngehalt finanzieren können – und das obwohl ich gleichzeitig relativ hohe Lebenshaltungskosten in Berlin hatte. Also kannst du das auch! Keine Ausreden mehr… los geht’s!

1. Budgetplan und Co. – Bereite dich rechtzeitig vor

Um genug Geld für deine Reise zu sparen, solltest du natürlich so früh wie möglich deine Einnahmen und Ausgaben im Blick behalten. Unglaublich viele Kosten im Alltag lassen sich entweder vollständig oder teilweise einsparen. Dazu werde ich noch einen detaillierteren Artikel schreiben.

Mir persönlich hat es sehr geholfen, meine monatlichen Einnahmen und Ausgaben in einer Excel-Tabelle festzuhalten und so zu prüfen, wo noch Potential zum Einsparen vorhanden ist und wie viel Geld ich am Ende des Monats bzw. Jahres eingespart habe oder unter gleichbleibenden Bedingungen voraussichtlich einsparen werde. Wie so eine Tabelle aussehen kann, siehst du hier:

Hierbei handelt es sich natürlich nur um eine beispielhafte Darstellung – für was man wieviel Geld ausgeben muss oder möchte und wie viel man verdient, ist selbstverständlich eine individuelle Angelegenheit.

Auf ähnliche Art und Weise kann man auch grob berechnen, was man während der Reise monatlich voraussichtlich ausgeben wird. Das könnte zum Beispiel so aussehen:

So kannst du deinen finanziellen Bedarf in etwa einschätzen. Ich rate dir, großzügig zu rechnen und immer genügend Puffer einzubauen. Denn selbst, wenn man sehr sparsam reist, gibt man meiner Erfahrung nach immer ein bisschen mehr Geld aus, als gedacht. Und manche Ausgaben kann man natürlich auch nicht vorhersehen.

2. Volunteering – Tausche Arbeit gegen Kost und Logis

Freiwilligenarbeit ist eine der günstigsten Varianten, für einen längeren Zeitraum zu reisen. Im Idealfall sind deine einzigen Ausgaben hierbei die Fahrten bzw. Flüge, etwas Geld für die Auslandskrankenversicherung und natürlich für private Einkäufe oder Ausflüge. Kost und Logis sind in der Regel enthalten, wobei es auch Projekte gibt, die eine Gebühr erheben. Wie findet man Volunteering-Projekte im Ausland und wie funktioniert das Ganze im Detail? Das erfährst du in meinem Artikel über Volunteering.

3. House-Sitting – Spar‘ dir die Unterkunft

Was ich ebenfalls wärmstens empfehlen kann, ist das House-Sitting. Hierbei „hütest“ du ein Haus, das gerade leer steht, in dem du in der Regel kostenlos wohnen kannst. Oft sind damit weitere Aufgaben verbunden wie Haustier-Sitting, Gartenpflege, Reinigung oder Ähnliches.

Mein Freund und ich haben über Workaway zwei Häuser gehütet und haben super Erfahrungen damit gemacht. Es gab zwar einige Aufgaben zu erledigen, wie Gartenarbeit, Gäste willkommen heißen, Haustiere füttern, Gassi gehen und Putzen aber im Schnitt hatten wir extrem viel Freizeit und konnten kostenlos in schönen, großen Häusern übernachten, deren Miete wir uns unter normalen Umständen niemals hätten leisten können. Der Arbeitsaufwand war wesentlich geringer als bei üblichen Volunteer-Projekten, dafür muss man allerdings als House-Sitter für seine Verpflegung selbst aufkommen.

Es gibt spezielle Plattformen, um House-Sitting-Projekte zu finden, wie trustedhousesitters, mit denen wir allerdings noch keine Erfahrung gesammelt haben. Wir haben beide Häuser wie bereits erwähnt über Workaway gefunden.

Ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu: Auf Workaway gibt es zum einen je nach Wunschland nicht sonderlich viele House-Sitting-Angebote und zum anderen sind diese meistens sehr gefragt. Du solltet natürlich auch etwas Zeit mitbringen, wenn du am House-Sitten interessiert bist. Die Mindestaufenthaltsdauer kann dann schon mal ein paar Wochen oder Monate betragen.  Für einen Kurzurlaub ist House-Sitting also im Normalfall keine Option.

4. Trampen – Spar‘ dir die Fahrt

Dieser Punkt erklärt sich eigentlich von selbst: Das Trampen ist eine allseits bekannte Form des kostenlosen Reisens. In den meisten Ländern kennen Auto- und LKW-Fahrer den „Daumen nach oben“ und nehmen Menschen am Straßenrand kostenlos mit.

Allerdings sollte man zum einen beachten, dass sich in manchen Ländern Privatpersonen als Taxifahrer anbieten und beim Aussteigen eine Bezahlung verlangen. Das war zumindest bei uns in Kolumbien hin und wieder der Fall. Deshalb sollte man immer im Voraus klären, ob die Fahrt kostenlos ist. Zum anderen sollte man natürlich gerade als Alleinreisender auch darauf achten, zu wem man ins Auto steigt.

5. Lerne, zu verhandeln

Wer schon öfter im Ausland war, kennt das: Einheimische Verkäufer versuchen bei Touristen jeder Art, egal ob Backpacker oder Kreuzfahrt-Touri, den besten Gewinn herauszuschlagen. Meistens reicht schon alleine das Äußere oder der Akzent, um dich als potenziell wohlhabenden Käufer zu outen. Die Preise für Touristen sind im Vergleich zu den einheimischen Preisen teilweise unverhältnismäßig hoch. In vielen Ländern ist das Handeln generell ein wichtiger Bestandteil des Kaufprozesses.

In erster Linie sollte man sich fragen, was einem das Produkt oder die Dienstleistung wert ist, wie viel Arbeit dahinter steckt und was ein angemessener Preis wäre. Ziel ist es natürlich nicht, die Einheimischen abzuzocken. Andererseits muss man sich aber auch nicht abzocken lassen.

In einigen Ländern gibt es übrigens auch unterschiedliche Speisekarten für Einheimische und Touristen, das haben wir beispielsweise in Mexiko erlebt: Eine Speisekarte auf Spanisch in Pesos und eine auf Englisch in Dollar. Dreimal dürft ihr raten, welche doppelt so teuer war 😉

6. Meide überlaufene Sehenswürdigkeiten

Eintrittspreise für Sehenswürdigkeiten, Museen etc. sind in der Regel nicht verhandelbar, obwohl sich auch hier der Preis für Touristen und Einheimische unverhältnismäßig unterscheiden kann. Man stelle sich einmal vor, in Deutschland wären Eintrittspreise für Sehenswürdigkeiten für Ausländer zehn Mal so hoch als für Einheimische – undenkbar!

Natürlich haben die Einwohner des jeweiligen Landes oftmals ein geringeres Einkommen als wir hierzulande und sollten ein Anrecht darauf haben, die Sehenswürdigkeiten ihres Landes zu besichtigen, keine Frage. Dennoch sind die Preisunterschiede in vielen Fällen wirklich überzogen – gerade für Backpacker, die meist ein überschaubares Budget haben.

Hinzu kommt, dass die Einnahmen für Sehenswürdigkeiten und Co. meiner Beobachtung nach leider oftmals nicht etwa der Instandhaltung derselben oder Bedürftigen zu Gute kommen, sondern vielmehr in die Taschen einiger Wohlhabender fließen…

Mittlerweile versuchen wir beide eher, beliebte und extrem überlaufene Sehenswürdigkeiten zu meiden und erfreuen uns vielmehr an ursprünglicheren Gegenden eines Landes fernab des Massentourismus – die man zum Beispiel übers Volunteering kennenlernt! Warum das milliardste Bild von Sehenswürdigkeit XY schießen, wenn man stattdessen irgendwo im abgelegenen Dschungel spanndende Abenteuer erleben kann 🙂

7. Mach‘ es wie die Locals

Ein guter Tipp ist immer, sich an den Einheimischen zu orientieren. Nehmen Einheimische den überteuerten Hop-on-Hop-off-Bus mit coolem Slogan? Wohl kaum!

Schönes Beispiel an dieser Stelle: „Peru Hop – Don’t be a typical tourist“ 😀 Dieser Bus fährt die beliebtesten Touristenhochburgen und Sehenswürdigkeiten Perus ab und bietet Kundenbetreuung auf Englisch – Ein Angebot, das ein typischer Tourist wohl niemals in Anspruch nehmen würde… 😉

Gerade bei Bussen, aber auch bei Restaurants, Unterkünften usw. kann man sich von den Einheimischen einiges abschauen. Außer man möchte Schnitzel mit Pommes essen und in fancy Hipster-Hostels übernachten… Das hat dann natürlich seinen Preis.

Bevor man sich für einen Flug entscheidet, sollte man zunächst mögliche Alternativen in Erwägung ziehen. In der Regel dauern Bus- und Zugfahrten zwar länger, dafür sieht man aber auch mehr von der Gegend und lernt die Einheimischen womöglich etwas näher kennen. Und natürlich belastet man die Umwelt deutlich weniger.

Wenn du eine Tour an einen bestimmten Ort oder eine Sehenswürdigkeit unternehmen möchtest, informiere dich am besten im Voraus, ob du diese selbst organisieren kannst. Natürlich ist es bequem, sich eine All-Inclusive-Tour zu buchen und sich um nichts mehr kümmern zu müssen. Aber ist es nicht auch etwas langweilig? Wenn du alle Fahrten, Unterkünfte und die Verpflegung selbst organisierst, bist du in den meisten Fällen günstiger dran.

Und hier noch ein Bonus-Tipp, was Touren betrifft: Bei AirB’n’B gibt es seit Kurzem die Kategorie Experiences / Entdeckungen. Hier können Privatpersonen verschiedenste Aktivitäten für Reisende anbieten. Zum Beispiel können Anwohner Reisenden Ihren Heimatort näher bringen, indem sie private Touren anbieten. So kannst du die Einheimischen nicht nur finanziell unterstützen, sondern bekommst zusätzlich einen viel intimeren Einblick in das Leben vor Ort.



Das waren sie, meine sieben Tipps zum günstigen Reisen! Was fällt dir dazu noch ein? Hast du andere Vorschläge? Schreib sie mir in die Kommentare!



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